Ingrid

 

 

Mein Luftschloss

Mauseschlau

Die verhexte Verkäuferin

Mohnblumenfrau sucht

Hunde Ego

Die fremde schwarze Katze

 

 

 

  Mein Luftschloss

 

Mein Luftschloss ist nicht sehr stabil,

doch lichtvoll und mit offnen Türen.

Es lädt mich zum Gedankenspiel...

ich lass mich ein und gern verführen.

 

Die Fantasiewelt holt mich fort -

wohin – das weiß ich selber nicht.

Ein unbekannter Zauberort,

der meine Grübelei durchbricht.

 

Vom Licht durchflutet bleib ich stehen:

Hätt´fast die Falltür übersehen.

 

(C) Ingrid Bezold

Luftschloss/ Bild von (c) Pinterest

 

 

 

 

Mauseschlau

 

Der Mäuserich ist sehr betrübt;

denn Minnimaus, die er sehr liebt,

hat ihm gezeigt die spitzen Zähne

und biss damit, wie ´ne Hyäne.

 

Er nagt an einem harten Brocken -

da hört er quietschendes Frohlocken.

Die Töne hallen aus dem Eck;

da duckt sich jemand im Versteck.

 

Ein Mäuschen - eingehüllt in Grau.

Nicht mehr die Jüngste, aber schlau;

sitzt lange schon im Speicherplatz

und lauert auf den Angriffsatz.

 

Minni -  ihr  einst wohlgesinnt -

da wehte noch der Freundschaftswind....

Mäuschen spähte sicherlich

damals schon zum Mäuserich.

 

(c) Ingrid Bezold

(c) Silvia auf Pixabay.de

 

 

 

 

 

DIE VERHEXTE VERKÄUFERIN

*Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig*????

 

Ich glaube, nein, ich weiß es jetzt

In einem Supermarkt in Hessen

Ist die Verkäuferin verhext

Das Zauberwort hat man vergessen

 

Der Marktleiter schweigt vor sich hin

Und hofft, der Prinz lässt auf sich warten

Denn sie ist hier der Hauptgewinn

Und er mischt gutgelaunt die Karten

 

Sie kennt sich gut mit Kräutern aus

Und obendrein ist sie noch schlau

Mischt sich in Ruhe dann zu haus

Ganz ohne Prinz(!!!) ein Trinkgebrau

 

Als Schäferin im grünen Klee

Schielt sie nach Hühnern und den Ziegen

Ein andermal sitzt sie am See

Und möchte mit den Vögeln fliegen

 

Den Pferden flüstert sie ins Ohr

Sie hätte einen Platz entdeckt

Für Wintertage - dort am Tor

Wo sie die Gänse dann versteckt

 

Der Hund entspannt sich unterdessen

Die Katze schnurrt und döst dabei

Sie werden auch nie aufgegessen

Deshalb sind sie von Sorgen frei

 

So möcht´ sie ihren Alltag sehen

Und nicht mit Knorr und Maggi leben

Sie will durch Blumenwiesen gehen

Und Tieren gutes Futter geben

 

Sie sagt Adieu zu ihrem Leiter

Weil sie der Zaubertrank befreit

Malt uns ihre Geschichten weiter

Hat Geld und ihre Heiterkeit.

 

(c) Ingrid Bezold

 

(c) reni/ Dreamies.de

 

 

 

Mohnblumenfrau sucht...

 

Zu lange schon schlaf ich adrett

allein in meinem Wiesenbett.

Allmählich wird mir das zu dumm -

brauch wieder neuen Lebensschwung.

 

Mein schönstes Kleid aus roter Seide

bewegt sich sacht mit mir im Wind

wie ein Signal aus dem Getreide,

das wieder nach Erfüllung sinnt.

 

Geschmeidig bieg ich mich beim Drehen -

blitzschnell, für einen Atemzug

kann man(n) dann die Verlockung sehen

bei meinem Stimmungshöhenflug.

 

Zu diesem schwerelosen Spiel

regt sich flockig dort im Korn

ein großer, schlanker Blütenstiel

in Blau und scheinbar gut in Form.

 

Gefällt mir gut, was ich da sehe.

Soll ich mich jetzt entdecken lassen?

Ich glaub, er schielt in meine Nähe....

und schon hat mich der Mut verlassen!

 

© Ingrid Bezold

Foto: (c) Ingrid Bezold

 

 

 

Hunde - Ego

 

Von edler Herkunft und sehr schön -

charmant und stets auf Freiersfüßen...

so sieht man mich beim Gassi gehen.

Die Weiberwelt will mich genießen

 

das finde ich – ganz ehrlich – toll.

Mein Leben ist ein Abenteuer.

Das Umfeld ist auch wundervoll.

Mein Frauchen ist mir lieb und teuer;

 

nur manchmal ist sie furchtbar streng,

das geht mir ganz schön auf den Keks.

Wenn ich zu meiner Liebsten renn,

vermasselt sie das Date uns stets,

 

obwohl doch nichts passieren kann,

gönnt sie mir keinen Lustgewinn -

den sich ersehnt ein jeder Mann;

auch wenn ich der längst nicht mehr bin.

 

Zu wild in meinen Jugendjahren

hat man mich leider ruhiggestellt.

Hab nie die Leidenschaft erfahren;

statt dessen höher nur gebellt.

 

Bei allem werde ich verehrt.

Die Damen sind von mir entzückt.

Was mich das Hundeleben lehrt:

dass Liebe ohne Trieb auch glückt

 

( c ) Ingrid Bezold

Foto:(c) Ingrid Bezold

 

 

 

Die fremde schwarze Katze

 

In meiner Nachbarschaft gab es ein Altenheim und im Sommer, bei offenen Türen und Fenstern hörte ich oft die fröhlichen Lieder, die bis hin zu mir erklangen. 

Eines Tages beschloß ich, den Senioren zweimal im Monat Geschichten vorzulesen. Das gefiel den alten Leuten und es bereitete mir Freude, ihnen ein wenig Abwechslung in ihren Alltag zu bringen. Nach einiger Zeit bemerkte ich bei meinen Besuchen, dass die Damen sich hübsch anzogen und ihren Schmuck trugen, als gingen sie aus.

Angehörige, die beruflich stark engagiert waren, sprachen mich an, ob ich ihre Mutter von Zeit zu Zeit besuchen könnte.

So leistete ich einer 90 jährigen, gebildeten Dame des öfteren Gesellschaft. Sie hörte gerne Klavierkonzerte, die sie danach bei einer Zigarette und ein, oder zwei - manchmal auch drei - Glas Sherry besprechen wollte. Es sah nicht schön aus, wenn zwischen ihren zitternden, knochigen Fingern immer wieder die Asche daneben fiel, zumal sie in anderen Bereichen eine Ästhetin war. Ihr Geschmack war erlesen und sie nahm auch mich kritisch unter die Lupe. Ich hatte Glück. Es gab nur zwei Beanstandungen: Sie hätte gerne Schmuck an mir gesehen, aber den trug ich höchst selten. Und meine dunklen Lidschatten mochte sie überhaupt nicht; da ließ ich mir jedoch nichts einreden, denn mir gefiel´s.

An einem Freitag, als ich wenig Zeit und die Handwerker in meiner Wohnung hatte, bat mich ihr Sohn, sie aufzusuchen. Ungern verließ ich meine Baustelle, aber die alte Dame lag mir sehr am Herzen. Ich zog mich um und ging ins Heim. Dort erklärte ich ihr, warum ich nicht lange bleiben konnte. Sie bedankte sich kurze Zeit später, dass ich gekommen war und verabschiedete sich mit den Worten: " Ich freue mich schon auf Montag."

Am Wochenende kam meine Freundin aus München, um einige Tage in Franken zu verbringen. Als wir beim Frühstück saßen, erreichte mich der Anruf: Frau K. war in der Nacht verstorben. Eine Abschiedsfeier im Heim war für 17 Uhr angesagt. Schweren Herzens ging ich dort hin.

Sie lag im offenen Sarg. Ein Auge ließ sich nicht mehr vollständig schließen und es schien, als zwinkerte sie dem Pfarrer, mit dem sie befreundet war und der ihr Laster, das Rauchen erwähnte, zu.

Mit traurigen Gedanken ging ich nach Hause. Wir saßen beim Essen, als ein jammerndes Geräusch zu hören war. "Das ist Frau K. ,die sich bei dir verabschieden will", so meine Freundin. Ich dachte erst, die Geräusche kämen von draußen, aber als das klägliche Jaulen immer lauter und ungeduldiger wurde, sah ich vor meiner Türe nach. Ich öffnete und eine pechschwarze Katze huschte herein, schmiegte sich an meine Beine und schnurrte behaglich, als wäre ich ihre Katzenmama. Als sie nicht mehr von mir wich, versuchte meine Freundin, sie wegzutragen. Die Katze fuhr ihre Krallen aus und fauchte " krrrr" sie zornig an. Nach langem Bemühen gelang es mir, sie vor die Türe zu setzen und von innen zuzuziehen.

Am nächsten Tag erfuhr ich, dass dieselbe Katze während der Aussegnung dicht neben dem Sarg lag und niemand sie dazu bewegen konnte, diesen Platz zu verlassen. Ich selbst habe nichts von Allem mitbekommen, da ich in den hinteren Reihen stand.

Ich frage mich heute noch, wie die Katze zu mir in die 3. (letzte ) Etage gekommen ist, obwohl sie noch nie bei mir war, und wer sie ins Haus gelassen hat. Niemand hatte sie zuvor oder danach in unserer Umgebung gesehen.

War es vielleicht doch Frau K., die mir einen letzten Gruß schicken wollte?

                                             

(c) Ingrid Bezold

Foto:(c) Heike Diehl